Mit ihrem ab Januar 2023 geltenden neuen Agenturmodell streicht die Bahn für einen Großteil der Reisebüros, die noch eine DB-Lizenz zum Verkauf von Bahntickets haben, die komplette Provision. Damit erhalten die meisten Reisebüros auch für den Verkauf von Bahntickets im Fernverkehr keinerlei Bezahlung mehr. Betroffen davon sind alle sogenannten „Classic Agenturen“, die keine verkehrsvertragliche Verpflichtung haben.
„Dies ist insbesondere mit Blick auf den Klimaschutz beim Reisen eine strategisch komplett falsche Entscheidung“, so der Deutsche Reiseverband (DRV). „Die Bahn wirbt intensiv damit, dass sie im Fernverkehr klimaneutral unterwegs ist. Dies ist in der Tat ein großer Vorteil von Reisen mit der Bahn. Vor diesem Hintergrund könnte die Bahn als klimaneutraler Mobilitätspartner auch bei Urlaubsreisen eine sehr große Rolle spielen – insbesondere beim grenzüberschreitenden Urlaubsverkehr beispielsweise zu Zielen in Österreich, Italien und Frankreich. Dass die Deutsche Bahn sich ausgerechnet jetzt, wo Urlaubsreisen mit der Bahn aufgrund von Klimaschutz-Überlegungen stärker nachgefragt werden, den Zugang zu den Reisebüros versperrt, ist nicht nachvollziehbar und falsch. Es entsteht der Eindruck, dass in diesem Fall Controller eine Entscheidung herbeigeführt haben, die sich als langfristig unklug erweisen wird. Wieso sollen Reisebüros künftig DB-Fahrkarten verkaufen, wenn sie dafür keinerlei Vergütung erhalten?
Die DB ist vollständig in Bundesbesitz. Darin liegt auch eine Verantwortung für das Gelingen der von der Bundesregierung politisch gewollten Klimawende. Die aufsichtführenden Bundesministerien Finanzen, Verkehr und Wirtschaft sollten im Dialog mit der Tourismuskoordinatorin Claudia Müller MdB prüfen, ob das Management der Bahn hier eine richtige und zukunftsweisende Entscheidung getroffen hat.