Bei seinem ersten Treffen mit Dieter Janecek, dem neuen Koordinator der Bundesregierung für maritime Wirtschaft und Tourismus, im Wirtschaftsministerium ist der Deutsche Reiseverband (DRV) heute auf grundlegende Herausforderungen für die Reisewirtschaft eingegangen. So haben DRV-Präsident, Norbert Fiebig, und DRV-Hauptgeschäftsführer, Dirk Inger, unter anderem die aktuelle wirtschaftliche Situation der Branche, die Bedeutung von Klimaschutz und Nachhaltigkeit sowie die auf EU-Ebene anstehende Revision der Pauschalreiserichtlinie thematisiert.
„Trotz der durch den Krieg in der Ukraine ausgelösten spürbaren Belastungen, die hohe Inflation und die damit einhergehenden niedrigen Haushaltsrealeinkommen sehen wir, dass die Deutschen wieder reisen möchten“, erläuterte Norbert Fiebig mit Blick auf die aktuelle Buchungssituation. „Das stimmt uns für das laufende Reisejahr vorsichtig optimistisch, auch wenn die vollständige Erholung für Reisebüros und Reiseveranstalter noch nicht erreicht ist.“ Bei ihren Buchungen setzten die Deutschen insbesondere auf die Sicherheit und Flexibilität der Pauschalreise. Die durch Corona sehr lange belastete Kreuzfahrt erfreue sich ebenfalls wieder wachsender Beliebtheit. „Und auch die Geschäftsreise, Gradmesser für die gesamte Wirtschaftsentwicklung, ist wieder auf einem guten Weg“, so Fiebig.
Gleichzeitig adressierte der Spitzenverband der Reisewirtschaft die Herausforderungen auf dem Weg zur Klimaneutralität. „Die Notwendigkeit, Maßnahmen zur Reduktion klimaschädlicher Emissionen entlang der kompletten Reisekette zu treffen, müssen wir nicht diskutieren – die ist da“, so Fiebig. „Daran arbeitet die Reisewirtschaft sehr intensiv.“ Wichtig sei darüber hinaus, die Reisenden im Vorfeld der Buchung transparent und einheitlich über den CO2-Fußabdruck ihrer Reise zu informieren. „Nur so können wir die Reisenden noch stärker sensibilisieren, und sie können den gesamten Emissions-Ausstoß bei der Wahl ihrer Reise mit einbeziehen. Ich bin überzeugt, dass dies zu einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor bei Reisen werden wird.“ In diesem Zusammenhang habe der DRV zusammen mit der Nachhaltigkeitsinitiative Futouris die Gründung des Vereins KlimaLink vorangetrieben. Ziel von KlimaLink ist es, einen brancheneinheitlichen Standard zur Berechnung von CO2-Emissionen digital bereitzustellen. Eine entsprechende Plattform soll im kommenden Jahr zur Verfügung stehen.
Dass Reisen wichtig sei und was weltweit passiere, wenn nicht mehr gereist werde, sei während der Corona-Krise mehr als deutlich geworden, erläuterte Dirk Inger. Vor Corona sicherten beispielsweise allein deutsche Reisende 200.000 Arbeitsplätze in Nordafrika. „Der Tourismus ist einer der besten Entwicklungshelfer“, so Inger. „Die wirtschaftliche Wirkung des Tourismus übertrifft die gesamte staatliche Entwicklungshilfe aller Geberländer um ein Vielfaches.“ Daher müsse die Politik auch weiterhin und vielleicht noch stärker dafür Sorge tragen, dass die Zusammenarbeit mit der Reisewirtschaft auch in diesem Sinne intensiviert werde. Auch vor diesem Hintergrund sei es wichtig und sinnvoll, die Nationale Tourismusstrategie unter Einbeziehung des Outbound-Bereichs fortzusetzen, ergänzte Inger.
Darüber hinaus wies der DRV-Hauptgeschäftsführer darauf hin, dass auf EU-Ebene aktuell einige für die Branche relevante Gesetze überarbeitet werden – darunter die Pauschalreiserichtlinie und die Passagierrechte. „Die Debatte beginnt jetzt und es ist wichtig, dass das Wirtschaftsministerium in Richtung EU schon jetzt auf die spezifischen Erfordernisse der stark mittelständisch geprägten Unternehmenslandschaft der Reisewirtschaft aufmerksam macht, um Probleme bei der Übertragung ins deutsche Recht zu vermeiden“, erläuterte Inger. „Die Politik muss die Belange von Reisebüros und Reiseveranstaltern bei der Überarbeitung im Blick haben.“ Denn schon heute sei die Pauschalreise die verbraucherfreundlichste und sicherste Reiseform.