Die Bundesregierung hat beschlossen, eine freiwillige Gutscheinlösung für Pandemie-bedingt abgesagte Reisen auf den Weg zu bringen. Was bereits heute möglich ist, wird uns von der Bundesregierung als neue Lösung präsentiert, so der Deutsche Reiseverband (DRV). Reiseveranstalter könnten bereits jetzt ihren Kunden freiwillige Reisegutscheine anbieten. Neu ist nur, dass die Gutscheine künftig staatlich abgesichert sein sollen.
„Der Beschluss des Kabinetts täuscht eine Tatkraft der Bundesregierung vor, die in der Realität nicht vorhanden ist. Das ist eine Scheinlösung, die die Probleme der Reisewirtschaft nicht löst“, so DRV-Präsident Norbert Fiebig. Gutscheine haben nur geringe Akzeptanz. „Reiseveranstalter müssen daher weiterhin an den Großteil ihrer Kunden Geld rückerstatten – Geld, das schlicht nicht vorhanden ist. Die Kassen der Reiseveranstalter sind leer. Wir reden hier über ein Volumen von 6 Milliarden Euro. Die Stornierungen ziehen auch den Reisebüros den Boden unter den Füßen weg. Seit Wochen fordern wir die Politik auf, etwas gegen diese existenzbedrohenden Liquiditätsengpässe zu tun. Die Bundesregierung scheint völlig ohne Plan. Wir werden von einer Warteschleife in die nächste geschickt. So sind Insolvenzen und der Verlust von vielen Arbeitsplätzen vorprogrammiert.“
Der Deutsche Reiseverband erneuert daher seine eindringliche Forderung in Richtung Bundesregierung: „Ergänzen Sie die freiwilligen Gutscheine um einen Kreditfonds, aus dem die Reisebüros die Rückzahlungen der Provisionen für stornierte Reisen finanzieren und die Reiseveranstalter die Rückzahlungsforderungen der Kunden bedienen können. Nur die Kombination aus freiwilligen Gutscheinen und Kreditfonds kann jetzt die Liquidität der Unternehmen sichern“, so Fiebig weiter. Das finanzielle Risiko des Bundes sei dabei überschaubar: Die Unternehmen könnten die Beträge an den Fonds schrittweise zurückführen.
„Die Sicherung der Liquidität, die die Bundesregierung heute nur höchst unzureichend angepackt hat, ist nur ein Teil der Lösung. Zwingend ist eine sofortige Entscheidung über das dringend notwendige Zuschussprogramm für Reisebüros, Reiseveranstalter und die Dienstleister der Touristik. Die Bundesregierung muss endlich systematisch sinnvolle Entscheidungen treffen, die dem Umfang der Probleme in der gesamten Touristik gerecht werden“, so Fiebig.
2.300 Reiseveranstalter und 11.000 Reisebüros stecken in der größten Krise der Reisewirtschaft. Sie können Kunden ihre Anzahlungen nicht rückerstatten, weil kein Geld mehr in den Kassen ist. Bekanntermaßen wurde mit der Reisewarnung das komplette Geschäft der Branche auf null gesetzt – und bereits gebuchte Urlaube mussten storniert und rückabgewickelt werden.