Der Verband der Fluggesellschaften, IATA, hat ihre 41. Passenger Agency Conference am 30./31. Oktober in Genf abgehalten. Dies ist ein Gremium von Fluggesellschaften, die über die Regeln des IATA-Agenturprogramms entscheiden, unter welchem akkreditierte Agenturen Flugtickets verkaufen und mit den Airlines abrechnen können. Trotz starken Widerstands der Agenturvertreter, wurden bei der Konferenz unilateral zwei wichtige Änderungen der Regeln angenommen. Das berichtet der europäische Dachverband der Reisebüros und Reiseveranstalter, ECTAA. In einer Pressemitteilung des Verbandes heißt es, dass dies zum einen (i) den Abstimmungsprozess der Akkreditierungskriterien untergrabe und zum anderen (ii) die Möglichkeit für Agenten nehme, eine Mediation mit Hilfe eines unabhängigen Mediators zu erreichen.
(i) Um eine IATA Akkreditierung zu erhalten, müssen Agenturen finanzielle Kriterien erfüllen (Local Financial Criteria oder LFC). Diese werden gemeinsam von Airline- und Agenturvertretern im so genannten Agency Programme Joint Council (APJC) auf nationaler oder regionaler Ebene festgelegt, um nationale Besonderheiten zu berücksichtigen. Durch die nun verabschiedeten neuen Regeln ist es Dritten erlaubt, die LFC zu überprüfen und den APJCs Empfehlungen zu machen, sobald IATA die Kriterien als „mangelhaft oder unzureichend“ einstuft. Dies bedeutet, dass die Möglichkeiten für Agenten, die LFC festzulegen, massiv eingeschränkt werden und macht APJC größtenteils irrelevant.
(ii) Agenten haben die Möglichkeit, eine Überprüfung von für sie nachteiligen IATA Entscheidungen durch einen unabhängigen Mediator, den so genannten Travel Agency Commissioner (TAC), zu beantragen. Änderungen im TAC Programm müssen von Airlines und Agenten gemeinsam im Passenger Agency Programme Global Joint Council (PAPGJC) beraten und festgelegt werden. Trotz starkem Widerspruch von Seiten der Agentenvertreter und in Missachtung der eigenen Regeln, wurden bei der Konferenz einseitig Änderungen am TAC Programm verabschiedet, die in erheblichem Maße die Möglichkeit für Agenten einschränkt, eine unabhängige Mediation zu erzielen.
Agentenvertreter haben ihre massiven Bedenken mehrfach vor der Wahl geäußert und es wurde ihnen gesagt, dass ihre Bedenken gehört und berücksichtigt würden. Nichtsdestotrotz wurden die Änderungen nun einseitig von den IATA Airlines in einer geschlossenen Sitzung beschlossen. „Dies ist ein Schlag ins Gesicht aller IATA Agenten und Reisebüros sowie Reiseveranstalter weltweit“ kommentiert Michel de Blust, Generalsekretär der ECTAA und fügt hinzu „dies ist kein kooperativer Ansatz und macht die Verzerrungen der IATA Regeln zu Lasten der Agenturen beim Flugticketvertrieb deutlich. Wenn ein kooperativer Ansatz nicht möglich ist, werden wir andere Wege suchen müssen“.
Über ECTAA
ECTAA repräsentiert 70.000 Reisebüros und Reiseveranstalter in Europa. Diese beraten und verkaufen diverse touristische Dienstleistungen. Sämtliche Verkehrsmittel, Unterkünfte und Leistungsträger sowie Anbieter touristischer Leistungen werden sowohl an Privat- als auch Geschäftskunden vermittelt.
Über WTAAA
Die World Travel Agents Association Alliance (“WTAAA”) repräsentiert Reiseverbände weltweit aus 63 Ländern. Diese stehen für über 80% der weltweiten Flugticketverkäufe, die über Reisebüros vertrieben werden.