Der aktuelle Branchencheck des Deutschen Reiseverbandes (DRV) zeigt die nach wie vor angespannte wirtschaftliche Situation von Reisebüros und Reiseveranstaltern während der Corona-Pandemie.
Rund drei Viertel der Reiseveranstalter und Reisebüros sehen laut DRV-Umfrage Umsatzausfälle von 80 bis 90 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Befragt nach der aktuellen wirtschaftlichen Situation bezeichnen fast 90 Prozent der Reiseveranstalter ihre Situation als stark belastet und existenzbedrohend – haben aber die Hoffnung trotz hoher Belastungen durch die Krise zu kommen. Bei den Reisebüros sagen dies sogar über 95 Prozent. „Das zeigt wie dramatisch die Situation ist“, erklärt der Präsident des DRV, Norbert Fiebig. „Es zeigt aber auch, dass die Unternehmen der Reisewirtschaft kämpfen und hoffen, durch die Krise zu kommen.“ Lediglich knapp vier Prozent der teilnehmenden Reiseveranstalter und drei Prozent der Reisebüros sehen aktuell keinerlei Perspektive mehr. „Als Licht am Ende des Tunnels würde ich bezeichnen, dass die Hälfte der Unternehmen damit rechnet, dass das Geschäft im Sommer 2021 wieder anläuft“, so Fiebig.
Staatliche Unterstützung weiterhin vonnöten
Schon heute stützt sich die überwiegende Mehrheit der Unternehmen auf Überbrückungshilfen – bei Reiseveranstaltern haben 77 Prozent, im Reisevertrieb sogar 84 Prozent entsprechende staatliche Unterstützungsleistungen beantragt.
Bei den Reiseveranstaltern sind darüber hinaus KfW-Kredite mit 42 Prozent das Mittel der Wahl zur Unterstützung; bei den Reisebüros setzt lediglich ein Viertel auf das geliehene Geld vom Staat. Steuerstundungen und spezielle Hilfen der Bundesländer wurden ebenfalls bereits von den Unternehmen der Reisewirtschaft beantragt.
Um den Winter zu überstehen, benötigen die Unternehmen der Reisewirtschaft weitere Hilfen. „80 Prozent der Befragten unterstreichen, dass es ohne die Überbrückungshilfen III, die bis zum Juni des kommenden Jahres greifen, nicht gehen wird“, zitiert Fiebig aus dem Branchencheck. „Diese Hilfen sind überlebenswichtig.“
Über 80 Prozent der Unternehmen haben darüber hinaus in diesem Jahr Kurzarbeit beantragt – das gilt sowohl für Reisebüros also auch für Reiseveranstalter. Sie sehen diese Notwendigkeit auch für das kommende Jahr – ebenfalls zu etwa 80 Prozent. Rund zwei Drittel der Reisebüros und Reiseveranstalter mussten außerdem bereits Personal entlassen oder müssen es voraussichtlich tun. „Wir müssen aufpassen, dass wir unsere sehr gut ausgebildeten Fachkräfte durch diese Pandemie nicht an andere Branche verlieren“, mahnt der DRV-Präsident.
Appelle der Politik maßgeblich für Buchungseinbrüche
Die Bundesregierung sowie diverse Politiker haben mit ihren Appellen, auf Reisen zu verzichten und zu Hause zu bleiben, offensichtlich maßgeblich dazu beigetragen, dass Reisebuchungen zum Erliegen gekommen sind. Laut DRV-Branchencheck sind 95 Prozent der Reisebüros und 87 Prozent der Reiseveranstalter dieser Überzeugung. Etwa drei Viertel der Unternehmen sehen darüber hinaus die Durchsetzung von Quarantänemaßnahmen verantwortlich für ausbleibende Reisebuchungen. Auf Rang drei folgen mit zwei Drittel der Nennungen nicht erreichbare Urlaubsziele durch Reisewarnungen oder Einreisebeschränkungen.
„Reisewarnungen, Quarantäneverordnungen und Appelle der Politik auf Reisen gänzlich zu verzichten, haben Urlaubs- und Geschäftsreisende zunehmend verunsichert und zu einem Einbruch der Reisebuchungen geführt“, so Fiebig.
Der DRV-Präsident weiter: „Ergänzend zu einer Impfstrategie brauchen wir eine kluge Teststrategie.“ In Kombination mit umfassenden Hygiene- und Sicherheitskonzepten während der Reise und im Zielgebiet gebe es Sicherheit für Reisende und einen sinnvollen Schutz vor der Verbreitung des Virus. Drei Viertel der Reisebüros und Reiseveranstalter verleihen dem laut DRV-Branchencheck Nachdruck und glauben, dass dann ein sicherer und erholsamer Urlaub möglich sei.
An der aktuellen Brachencheck-Umfrage des DRV Ende November bis Anfang Dezember haben rund 200 Reiseveranstalter und 300 Reisebüros teilgenommen.