„Wir sind mitten in der Ferienzeit und sehen endlich anziehende Buchungen“, zeigt sich Norbert Fiebig, Präsident des Deutschen Reiseverbandes (DRV) erfreut mit Blick auf die aktuellen Buchungszahlen von Travel Data + Analytics (TDA), die exklusiv für den DRV zur Halbzeit der Sommerurlaubszeit ausgewertet worden sind. „Auch wenn die Buchungen gerade einmal ein Drittel der Vorjahresumsätze zu diesem Zeitpunkt ausmachen, so zeigt sich doch, dass Verreisen auch im Corona-Sommer ein Thema ist.“ Insgesamt sei die Situation der Reisewirtschaft allerdings nach wie vor überaus dramatisch. „Corona verhagelt uns ganz gewaltig das Geschäft. Das Niveau der Neubuchungen fängt die Verluste durch das Stornoaufkommen aufgrund der Reisewarnungen zurzeit noch bei weitem nicht auf.“
Buchungen erfolgen überaus kurzfristig
„Die Kunden buchen in diesem Jahr extrem kurzfristig – eine Art Corona-Effekt“, so Fiebig mit Bezug auf die Auswertungen von TDA. „Betrachten wir nur die Woche vom 20. bis 26. Juli so waren 60 Prozent der Neubuchungen mit Abreise noch im Juli oder im August. Schon mit Öffnung der Grenzen Mitte Juni schnellten die Kurzfristbuchungen auf bis zu 62 Prozent des Buchungsaufkommens hoch.“
Aktuell steigen auch die Buchungen für die Herbstmonate September und Oktober. So lag ihr Anteil in der vorletzten Juli-Woche bei 22 Prozent. „Trotz Corona beschäftigen sich die Menschen schon heute mit ihrem Urlaub im kommenden Winter und im Sommer 2021“, sagt der DRV-Präsident. Jeweils etwa zehn Prozent der Buchungen entfallen auf die länger geplanten Reisen im Winter und im nächsten Jahr. „Der Anteil der Winterbuchungen zu diesem Zeitpunkt ist allerdings im Vergleich zu den Vorjahren weit unterdurchschnittlich – auch wenn es sich lediglich um die Betrachtung einer Buchungswoche handelt. Die Unsicherheit der Kunden ist nach wie vor spürbar.“
Spanien und Griechenland liegen in diesem Sommer vorne
Seit dem Ende der weltweiten Reisewarnung Mitte Juni liegt der Buchungsanteil für Urlaubsziele am Mittelmeer bei den Veranstalterreisen über 60 Prozent. Dieser Anteil entspricht in etwa dem Vor-Corona-Anteil – allerdings auf weit niedrigerem Niveau. Anfänglich wurden bevorzugt Ziele im westlichen Mittelmeerraum gebucht, seit zwei Wochen liegen die Reiseländer im östlichen Mittelmeerraum leicht vorn.
Im westlichen Mittelmeer sind die Balearen und die Kanaren die meistgebuchten Ziele, wobei die Buchungen für die Balearen in den vergangenen zwei Wochen sichtlich zurückgegangen sind. Gleichzeitig ziehen Reisebuchungen nach Italien langsam und stetig an.
Bei den Reiseländern im östlichen Mittelmeer lagen Griechenland und die Türkei Mitte Mai noch fast gleichauf. Mit der Verlängerung der Reisewarnung für außer-europäische Ziele, stürzten die Türkei-Buchungen ab, und steigen erst jüngst wieder langsam an – für Reisen ab September. Griechenland erreicht in dieser Region im Gegenzug Buchungsanteile von zuletzt über 60 Prozent. „Hier sehen wir eindeutig, wie wichtig es ist, zu differenzierten Reisehinweisen zurückzukehren. Alle Länder außerhalb Europas gleichzusetzen, macht keinen Sinn und wird der unterschiedlichen Situation in den einzelnen Ländern schlicht nicht gerecht“, erläutert Fiebig in Richtung Auswärtiges Amt. „Wir brauchen die individuellen Beurteilungen insbesondere, wenn so beliebte Urlaubsdestinationen wie die Türkei, Tunesien oder auch Ägypten betroffen sind. Dies gilt ebenfalls für die gesamte Fernstrecke, die ebenfalls nach wie vor vom Urlaub ausgeschlossen ist und für den Winter eine große Rolle spielt.“