Dank des Kreuzfahrt-Booms der vergangenen Jahre ist Deutschland heute ein Werftenstandort von weltweitem Rang. Die Auftragsbücher sind voll – so wird etwa in Warnemünde aktuell das größte Passagierschiff der Welt gebaut.
Kein anderer Schiffstyp schafft mehr Arbeitsplätze
Dabei erstreckt sich der Bau von Kreuzfahrtschiffen weit über das Werftgelände hinaus. Denn mehr als 800 Unternehmen sind am Bau eines durchschnittlich großen Kreuzfahrtschiffes beteiligt. Arbeitsplätze entstehen also nicht nur in den Werften, sondern auch in den Zulieferbetrieben.
Sie verlegen beispielsweise 40.000 Quadratmeter Teppichboden, installieren 1.800 Toiletten und errichten Hightech-Theatersäle für 1.000 Gäste. Forschung und Entwicklung findet auf höchstem Niveau statt: emissionsarme Treibstoffe werden getestet und neue Antriebssysteme erforscht.
Folgeaufträge winken: Die Schiffe stehen mindestens zwei Jahrzehnte in Dienst und werden in dieser Zeit regelmäßig modernisiert. So kehrt beispielsweise die MS Europa von Hapag-Lloyd Cruises immer wieder nach Hamburg zurück, um bei Blohm+Voss auf den neusten Stand der Technik gebracht zu werden.
Schiffbau-Renaissance an der Ostsee
Eine Erfolgsgeschichte der besonderen Art schreibt Mecklenburg-Vorpommern. 2016 übernahm der malaysische Genting-Konzern die krisengeschüttelten Werften in Wismar, Rostock und Stralsund. Er schmiedete daraus den Verbund MV Werften. 250 Millionen Euro sind in der Region investiert worden, die Mitarbeiterzahl hat sich von 1.400 auf 2.800 verdoppelt.
MV Werften baut aktuell unter anderem ein Kreuzfahrtschiff für 9.500 Passagiere und 2.200 Crewmitglieder. Wenn es 2021 in See sticht, wird es das weltweit erste Schiff sein, das Platz für über 10.000 Menschen bietet. Die strukturpolitische Bedeutung ist hoch. Bestes Beispiel ist Wismar. Hier wird das Vor- und Achterdeck gebaut und es finden Endmontage und Ausrüstung statt. Industriearbeitsplätze machen allein 23 Prozent der Stadt aus – ein weit überdurchschnittlicher Wert. Und die Stadt wächst, was in Ostdeutschland keine Selbstverständlichkeit ist.
Heimische Kreuzfahrtgesellschaften wichtige Kunden
Die Perspektiven für die deutschen Werften sind gut. Besonders wichtig sind dabei die heimischen Kreuzfahrtgesellschaften. So hat die Meyer Werft in Papenburg alleine acht Kreuzfahrtschiffe an Aida ausgeliefert und Meyer Turku sieben Schiffe an TUI Cruises und Hapag-Lloyd Cruises – und weitere Neubauten folgen.