Kreuzfahrtschiffe beherbergen mitunter mehrere Tausend Gäste und Crewmitglieder. Damit sind sie ein relevanter Wirtschaftsfaktor. Umso wichtiger ist es, dass das Kreuzfahrt-Wachstum im Einklang mit den Zielen und Wünschen der Bevölkerung in den jeweiligen Destinationen erfolgt.
Kreuzfahrtdestinationen profitieren von den steigenden Gästezahlen. So geben Reisende pro Landgang beispielsweise in Deutschland 48 Euro für Souvenirs, Essen und Trinken aus. Und wenn sie ihre Kreuzfahrt in einem deutschen Hafen starten, liegen die Ausgaben durchschnittlich sogar bei 156 Euro. Grund ist unter anderem, dass die Reisenden an Land oftmals noch eine Übernachtung hinzubuchen. Steigende Passagierzahlen stärken damit unmittelbar die Küstenregionen.
Kreuzfahrtgesellschaften leben davon, dass ihre Gäste in den Reisezielen Willkommen geheißen werden. Gleichzeitig sind ihre Schiffe markant und ziehen Kritik auf sich, wenn mancherorts die Balance zwischen Touristen und heimischer Bevölkerung ins Wanken gerät. Dabei machen Kreuzfahrtpassagiere selbst in stark frequentierten Hafenstädten in der Regel nur einen Bruchteil aus. Siehe Venedig: Von den 28 Millionen Gästen, die die Lagunenstadt pro Jahr besuchen, sind nur etwa fünf Prozent Kreuzfahrtgäste.
Gleichwohl gehen mit dem Wachstum für einzelne Städte auch Herausforderungen einher. So können Hotspots entlastet werden:
- Besucher gezielt lenken: Deutsche Reiseveranstalter bieten heute schon besonders nachhaltige Landerkundungen an, von denen die Bevölkerung in besonderer Weise profitiert – gerne auch abseits besonders beliebter Sehenswürdigkeiten. Politik und Stadtmarketing sollten diese Ansätze stärker fördern. Zudem ermöglichen es Smartphone-Apps mehr denn je, Touristen personalisierte Angebote zu unterbreiten und dabei auf weniger bekannte Ausflugsziele hinzuweisen.
- Neue Häfen und Routen erschließen: Das Wachstum des Kreuzfahrttourismus hält weiter an. Alleine 2019 stechen weltweit 25 neue Hochseekreuzfahrtschiffe mit rund 43000 Betten neu in See. Für Küstenregionen bedeutet das Chancen für zusätzliche Einkünfte. Insbesondere solche Destinationen, die bisher keine ausreichende Infrastruktur bieten, sollten erwägen, hier Angebote zu schaffen. Dies würde zugleich die etablierten Standorte entlasten.
- Schiffsankünfte optimal planen: Es kann ratsam sein, die Frequenz der Kreuzfahrtschiffe gezielt zu entzerren. So hat sich die Stadt Dubrovnik Ende Juli 2019 gemeinsam mit dem Welt-Kreuzfahrtverband CLIA unter anderem auf eine Obergrenze von Schiffen geeinigt, die gleichzeitig im Hafen liegen dürfen. Vorausgegangen waren intensive Debatten mit den heimischen Gewerbetreibenden, für die die Kreuzfahrtgäste unentbehrliche Kunden sind.