Die deutsche Reisebranche zieht Bilanz für das Reisejahr 2019 und knüpft nahtlos an ein wachstumsstarkes Vorjahr an: Die Nachfrage der Deutschen für ihren Urlaub war ungebrochen. Besonders Badeferien am Mittelmeer und Fernreisen waren gefragt. Ein starkes Last-Minute-Geschäft zum Ende der Saison hat für kräftigen Buchungszuwachs in den stationären Reisebüros gesorgt.
Die finalen Ergebnisse stellte der Deutsche Reiseverband (DRV) auf seiner Jahrestagung am 10. Dezember in Hamburg vor. Für die deutsche Reisebranche endet das Touristikjahr 2018/19 (31. Oktober 2019) mit einem Umsatzwachstum von 2 Prozent. Für die Sommersaison wurde ein Umsatzplus von 1 Prozent erzielt. Erfasst sind hier pauschal oder in Bausteinen gebuchte Urlaubsreisen in stationären Reisebüros sowie auf klassischen Reiseportalen und den Online-Seiten der Reiseveranstalter. „Mit diesem Wachstum konnte das außerordentlich gute Vorjahresergebnis nicht nur gehalten, sondern leicht gesteigert werden – trotz zahlreicher Herausforderungen“, resümierte DRV-Präsident Norbert Fiebig bei der Vorstellung der Ergebnisse. Diese beruhen auf Auswertungen des Marktforschungsunternehmens Travel Data + Analytics (kurz TDA). Dieses hatte im Frühjahr das bisher von der GfK erhobene touristische Handelspanel übernommen und führt es unter dem Namen TDA Travel Intelligence weiter.
Die stationären Reisebüros haben 2019 ihre starke Position auf hohem Vorjahresniveau gehalten und der Online-Reisevertrieb hat ein prozentual zwar besseres, aber nur noch einstelliges Wachstum erzielt. Beim Ausgabeverhalten zeigen sich die Bundesbürger im stationären Reisebüro nach den Auswertungen von TDA deutlich großzügiger: Innerhalb der vergangenen zwei Jahre sind die durchschnittlichen Urlaubsausgaben pro Person um fast 10 Prozent gestiegen. Das Ausgabeverhalten für Urlaubsreisen steht damit ganz im Einklang mit dem guten Konsumklima in Deutschland. Vor allem im Reisebüro wachsen die Umsatzanteile der höheren Preisklassen, die im Online-Segment nur noch eine geringe Bedeutung haben. Es zeigt sich: Die persönliche Beratung und Buchung im Reisebüro bleibt für die Erfüllung umfangreicher Urlaubswünsche unverzichtbar.
Das zurückliegende Reisejahr war nicht einfach, es gab viele Herausforderungen und tiefe Einschnitte. Es reichte von der Insolvenz der Fluggesellschaft Germania bis hin zur Pleite des zweitgrößten Touristikkonzerns Thomas Cook. Der Lust am Urlaub hat dies bei den Bundesbürgern keinen Abbruch getan. Im Gegenteil – viele Urlauber, die von der Insolvenz der deutschen Thomas Cook-Gruppe mit ihren bekannten Veranstaltermarken betroffen waren, haben ihre abgesagten Reisen im Oktober neu gebucht. Von diesem starken Last-Minute-Geschäft konnten die stationären Reisebüros stärker profitieren als der Onlinevertrieb. Generell stark nachgefragt waren im gesamten Touristikjahr die Fernreisen, die 4 Prozent Umsatzplus erzielten. Auch Hochsee-Kreuzfahrten lagen in der Gunst der Reisenden weit hoch: Im gesamten Touristikjahr 2018/19 gab es einen Umsatzzuwachs von 9 Prozent, im Sommer lag dieser bei 8 Prozent. Nach ersten Hochrechnungen des DRV wird sich damit der Marktanteil der Kreuzfahrten am Gesamtumsatz in Deutschland auf voraussichtlich 15 Prozent erhöhen.
Die gefragtesten Länder im Sommer 2019: Türkei mit höchsten Zuwächsen
Die diesjährige Sommersaison war von einer starken Nachfrage für Urlaubsreisen in die Türkei getrieben. Die Umsätze im stationären und Online-Vertrieb stiegen um 24 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damit ist die Türkei in alter Stärke zurück und – nach Spanien – das meistgebuchte Reiseziel der Sommersaison.
Griechenland behauptet sich auf starkem Vorjahresniveau, fällt ohne erneutes Wachstum jedoch auf Rang 3 zurück. Zuwächse haben im Sommer auch die nordafrikanischen Urlaubsländer Ägypten mit einem hohen einstelligen Umsatzplus und Tunesien zu verzeichnen.
Für das beliebteste Auslandsreiseziel Spanien ergeben sich für den Sommer Rückgänge im einstelligen Bereich. Dabei haben die Kanaren größere Verluste zu verkraften als die Balearen. Auch Bulgarien konnte sein starkes Vorjahresniveau nicht halten.
Unter den Fernreisen haben sich in der abgelaufenen Sommersaison vor allem die USA (+7 Prozent) und Mexiko (+10 Prozent) gut entwickelt. Die starke Nachfrage für Mexiko geht ein Stück weit zu Lasten der Karibik, die an ihre Vorjahresumsätze im Vertrieb nicht anschließen kann.
Die Region Asien, die zusammen mit Australien/Neuseeland für knapp 38 Prozent und damit dem größten Anteil der Fernreiseumsätze steht, liegt im kleinen einstelligen Bereich ebenfalls unter Vorjahr. Gegenüber dem Sommer 2018 liegt hier vor allem Thailand zweistellig im Minus.
Reisen nach Afrika erfreuen sich dagegen unverändert zunehmender Beliebtheit. Kenia beispielsweise gehört mit einem zweistelligen Umsatzplus zu den wachstumsstärksten Reisezielen des Sommers – übertroffen noch von den Kapverden. Als Newcomer ist zudem Gambia unter den afrikanischen Reiseländern auszumachen – wachstumsstark, insgesamt für belastbare Aussagen aber noch zu klein.
Ausblick: Im Winter sind Badeziele mit milden Temperaturen und Fernreisen gefragt
Die gerade im November begonnene neue Wintersaison 2019/20 kann zum aktuellen Buchungsstand an den wachstumsstarken Winter 2018/19 noch nicht anschließen, nähert sich aber inzwischen an.
Bei der Wahl der Winter-Destinationen setzen die Deutschen auf beliebte Urlaubsregionen, die milde Temperaturen versprechen: So ist Ägypten mit einer guten Nachfrage derzeit nach den Kanaren das meistgebuchte Reiseziel im Winter. Damit sind die kanarischen Inseln nach den starken Umsatzrückgängen in diesem Sommer wieder zurück auf Kurs. Auch die Türkei erfreut sich einer wachsenden Beliebtheit als winterliches Reiseziel.
Die Fernreisen entwickeln sich ebenfalls vergleichsweise gut. Zu den wachstumsstarken Fernreisezielen zählen beispielsweise die Malediven, Südafrika und die Kapverden.
Für den Sommer 2020 können aktuell noch keine verlässlichen Aussagen getroffen werden. Die Datenbasis aus der gerade begonnenen Buchungsphase ist noch zu gering. Erste Trendaussagen wird es wie üblich zur Reisemesse ITB Berlin im März 2020 geben.