Durch die aktuellen politischen Beschlüsse wird der Eindruck erweckt, dass Reisen hauptverantwortlich für Corona und die steigenden Infektionszahlen sind. Das ist nachweislich nicht der Fall. Dennoch befasst sich die Politik in ihren Maßnahmen maßgeblich mit dem Thema Reisen und wie Reisen beschränkt werden können. Das ist völlig unverständlich vor dem Hintergrund, dass Reisen lediglich einen sehr geringen Einfluss auf die Anzahl der Infektionen haben – über 90 Prozent stammen aus dem engen häuslichen Umfeld, der Arbeit oder von privaten Feiern. Die verabschiedeten Maßnahmen zur Einschränkung des Reiseverkehrs signalisieren, dass Reisebeschränkungen DIE Lösung in der Bekämpfung der Corona-Pandemie seien. Doch genau diese Maßnahmen haben kaum einen Effekt. Laut Robert Koch Institut* sind Mobilitätseinschränkungen ineffizient, wenn das Virus bereits verbreitet ist. Wenn das Virus überall ist, helfen solche Einschränkungen lediglich marginal. Wichtig ist, das Risikobewusstsein aller Menschen zu schärfen und die verantwortungsbewusste Einhaltung der bekannten, einfachen Corona-Regeln zu forcieren. Entscheidend dabei: Abstand halten, Mund-Nasen-Schutz tragen und Hygieneregeln beachten – egal wo man ist, im Inland oder im Ausland, im Restaurant, auf Reisen oder auf der privaten Feier.
Die Regelungen der Bundesregierung gleichen einem föderalen Flickenteppich und sorgen für größte Verunsicherung bei den Menschen, die gerne in den Herbstferien verreisen würden. Die Auflage, ein negatives Testergebnis vorzuweisen, um innerdeutsch übernachten zu dürfen, ist für viele nicht zu erfüllen: Entweder sie bekommen erst gar keinen Termin oder es dauert zu lange bis ein Testergebnis vorliegt. Das ist schlicht kontraproduktiv.
DRV-Präsident Norbert Fiebig zum innerdeutschen Beherbergungsverbot
* Prof. Dr. Dirk Borckmann, RKI, Leiter computergestützte Epidemiologie, 7.10.2020 in der ZDF-Sendung Lanz