„Die freiwillige Gutscheinregelung wird um eine ‚1. April-Komponente‘ erweitert. Nach der Methode, Unwirksames soll teurer werden, zeigt die Koalition eindrucksvoll, dass sie die riesigen wirtschaftlichen Herausforderungen der Reisewirtschaft nach wie vor offensichtlich nicht verstanden hat“, so der Präsident des Deutschen Reiseverbandes (DRV), Norbert Fiebig, über einen Änderungsantrag der Koalition zum Gesetzentwurf über die staatliche Absicherung von Reisegutscheinen für aufgrund der Corona-Pandemie abgesagte Reisen. Demnach wird die Bundesregierung ermächtigt, von den Reiseveranstaltern, die an ihre Kunden Reisegutscheine ausgeben, für die staatliche Absicherung der Reisegutscheine eine Garantieprämie zu verlangen.
„Die Hilfen der Bundesregierung sind wie ein Soufflé. Auf den ersten Blick sehen sie prima aus. Aber sobald man hineinsticht, entweicht die heiße Luft und das opulente Gebilde fällt in sich zusammen. Das ist die Realität: Gutscheine finden kaum Anklang beim Kunden – lediglich 10 bis 20 Prozent der Verbraucher akzeptieren sie. Aber die Koalition tut so, als sei das Liquiditätsproblem mit den Gutscheinen jetzt gelöst. Überbrückungshilfen für Reisebüros, Veranstalter und Dienstleister kommen zögerlich, verspätet, unzureichend und nur für drei Monate. Wirksame Unterstützung sieht anders aus“, sagt der DRV-Präsident.
„Die Bundesregierung ist auf dem besten Weg, die bisher überaus leistungsfähige und effiziente Reisewirtschaft in dieser dramatischen Situation noch weiter zu schwächen.“ Fiebig fordert erneut einen staatlich besicherten KfW-Kredit für die Rückzahlung von Kundengeldern: „Das Rückerstattungsvolumen der Anzahlungen beläuft sich nach wie vor auf rund sechs Milliarden Euro. Damit die Reiseveranstalter liquide bleiben und die Kundengelder rückerstatten können, ist die Kredit-Lösung unerlässlich. Für die Reisebüros im Übrigen auch, die sich die Provision für stornierte Veranstaltereisen, die sie zurückzahlen müssen, ebenfalls hieraus als Kredit zahlen lassen könnten.“
Seit März gilt die weltweite Reisewarnung des Auswärtigen Amtes. Seither müssen Reisen storniert und auch vor März gebuchte Reisen rückwirkend abgewickelt werden. Mit der Verlängerung der Reisewarnung für 160 Länder außerhalb Europas bis Ende August hat sich das Problem weiter verschärft – insgesamt muss die Reisewirtschaft bis dahin rund 20 Milliarden Euro Umsatzeinbußen verkraften. Durch die Aufhebung der Reisewarnung zum 15. Juni für europäische Ziele ziehen jetzt die Neubuchungen für Flugreisen zwar langsam wieder an, aber insgesamt bewegen sie sich noch auf einem äußerst niedrigen Niveau. „Es fehlen einfach die notwendigen Einnahmen zum Überleben“, so Fiebig. „Die Bundesregierung muss endlich wirksam helfen.“